News aus der hochschule 21
BDA-Studienpreis 2025: Herausragende Architektur-Abschlussarbeiten geehrt

Studiengangsleiter Prof. Karsten Ley eröffnete die traditionell im Foyer der Hochschule stattfindende Preisverleihung mit den Worten: „Wir freuen uns sehr, diesen Abend noch einmal mit allen Absolventinnen und Absolventen zu verbringen, ehe diese bald die Hochschule verlassen. […] Die Diskussion innerhalb der Jury mit den Kolleginnen und Kollegen des BDA ist für uns als duale Hochschule auch immer ein wichtiges Instrument zur Selbstkorrektur.“
Seit 2018 ehrt der BDA Lüneburg herausragende Arbeiten der Buxtehuder Architekturstudierenden mit einem exklusiven Studienpreis.
Große Themenvielfalt der Entwürfe
Rund zweieinhalb Stunden diskutierte die Jury, welche der diesjährigen Abschlussarbeiten des Architekturstudiengangs vom BDA ausgezeichnet werden. In diesem Jahr bestand die Jury aus Dipl.-Ing. Architektin BDA Bianca Witt (Vorsitzende der Jury) und Dipl.-Ing. Architekt BDA Andreas Oldenburg sowie für die hochschule 21 Prof. Karsten Ley (Studiengangsleiter Architektur), Prof. Philipp Kamps, Prof. Feyyaz Berber und Prof. Martin Kusic. Die Bewertung der Arbeiten im Rahmen des Studienabschlusses spielte dabei nur eine begrenzte Rolle. Zwar besitzt die hochschule 21 ein Vorschlagsrecht, doch der BDA wählt frei unter allen eingereichten Abschlussarbeiten aus – wobei es durchaus zu Überraschungen kommen kann.
Wie in den Vorjahren spiegelten die Arbeiten, die mit den Praxispartnern abgesprochen werden, eine große Themenvielfalt wider, dieses Jahr mit einem Schwerpunkt im Bereich Umbauten. Bianca Witt lobte das hohe Niveau der Abschlussarbeiten und freute sich auf „viele tolle zukünftige Kolleginnen und Kollegen”. In diesem Jahr vergab die Jury drei erste Preise, die gleichrangig vergeben wurden, sowie zwei Anerkennungspreise.
Die ausgezeichneten Arbeiten im Überlick
Studienpreis: Neubau eines Frauenhauses in Altona – Saskia Wiebusch
Die prämierte Bachelorarbeit entwirft ein neues Quartier in Altona, in dessen Zentrum ein neues Frauenhaus integriert ist. Sie reagiert auf den Bedarf an Schutzräumen für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen und zeigt, wie Sicherheit und Teilhabe städtebaulich vereint werden können. Das Areal liegt zwischen Kolbenhöfen, Bahngleisen und ehemaligem Gaswerk und erfordert sensible Lösungen für Sicht- und Lärmschutz. Die Jury hob hervor, dass der Entwurf auf sehr gelungene Weise den Neubau integriert und mit den besonderen Merkmalen des vorhandenen Quartiers arbeitet. So bildet etwa ein verbindender Sockel mit barrierefreier Erschließung, Gewerbe und Freiräumen das Rückgrat des Quartiers. Ein Hochpunkt und eine Freitreppe schaffen städtebauliche Akzente und öffentliche Aufenthaltsorte, während geschützte Bereiche nach Süden ausgerichtet sind. Der Entwurf gliedert öffentliche, halböffentliche und private Zonen klar, um Sicherheit und Integration zu verbinden. Das Projekt macht das Thema häuslicher Gewalt sichtbar und zeigt einen zukunftsweisenden Ansatz für inklusive Stadtentwicklung.
Studienpreis: Vom Fabrikensemble zur Quartiersstruktur – Valerie Bach
Die Bachelorarbeit befasst sich mit der Umnutzung eines ehemaligen Gummifabrikareals in Harburg, das zwischen Verkehrshafen und Bahndamm liegt und seit 2009 verfällt. Der denkmalgeschützte Bestand wurde bis ins konstruktive Detail untersucht und durch zwei Neubauten und eine filigrane Stahlstruktur ergänzt. So entsteht eine klar gegliederte Doppelhofanlage, die das Areal in ein offenes, lebendiges Quartier für alle Generationen verwandelt. Die Höfe sind thematisch „Sport & Spiel“ und „Grün & Blau“ gewidmet: mit Sportangeboten, Freiluftkino, Wasserbecken und Gastronomieflächen. Mobile Plattformen in der Stahlstruktur bieten flexible Nutzungsmöglichkeiten, etwa für Ausstellungen oder Urban Gardening. Ein neu aufgebauter Schornstein am Kesselhaus erinnert an die industrielle Identität des Ortes.
Die Jury lobte den sensiblen Umgang mit dem Bestand bei gleichzeitiger Öffnung des Randbereichs für den Neubau. Besonders überzeugten die gelungene Einbindung in die Nachbarschaft bei der durch bewusst eingesetzte Komplementärfarben dennoch der Kontrast zwischen Alt und Neu erhalten wurde.
Studienpreis: Nachnutzung des ehemaligen Luftkreiskommandos in Kiel – Lisa-Maria Brumme
Die Bachelorarbeit befasst sich mit der zukünftigen Nutzung des ehemaligen Luftkreiskommandos am Niemannsweg in Kiel. Das denkmalgeschützte Gebäude von Ernst Sagebiel stammt aus den 1930er-Jahren, trägt eine schwierige historische Prägung, soll aber als Ministerium eine neue, flexible Nutzung erhalten. Ziel war es, den Bestand denkmalgerecht zu erhalten, ressourcenschonend weiterzuentwickeln und für verschiedene ministerielle Anforderungen nutzbar zu machen.
Der Entwurf führt den ursprünglichen Zustand in wesentlichen Bereichen zurück, etwa in er Grundrissorganisation und der Eingangsfassade, und ergänzt das Gebäude um neue Eingänge sowie klar gestaltete Neubauten. Diese nehmen das Fensterraster des Bestands auf und fügen sich gestalterisch zurückhaltend ein. So entsteht ein funktional und architektonisch stimmiges Ensemble aus Bestand und Kantine, sowie einem Seminar- und Veranstaltungsbau, der einen neuen Innenhof bildet.
Die Jury lobte den souveränen Umgang mit dem dominanten Bestand und die sensible Einbindung der Neubauten. Besonders hervorgehoben wurden die harmonische Verbindung von Alt und Neu, die geschaffene Zugänglichkeit und die überzeugende Gesamtkomposition trotz der anspruchsvollen denkmalpflegerischen Rahmenbedingungen.
Anerkennungspreis: Flexible Wohnmodule für Erntehelfer – Lucas Schacht

Die Bachelorarbeit entwickelt ein modulares, nachhaltiges Wohnkonzept für Erntehelfende, die jedes Jahr für Saisonarbeiten ins Alte Land kommen. Der Entwurf greift die örtliche Parzellenstruktur auf und schafft neue Maßstäbe für flexible Unterkünfte. Basis ist ein Modulsystem im Raster 2,50 × 5,00 Meter, das seriell gefertigt, leicht transportiert und vor Ort wie ein Baukasten zusammengesetzt wird. So entstehen kleinteilige, gut integrierte Wohnstrukturen mit Schlaf-, Sanitär- und Aufenthaltsmodulen, Aluminiumfassaden, großen Fenstern, Photovoltaikdächern und Dachterrassen.
Das System erfüllt alle energetischen und bautechnischen Anforderungen und ist übertragbar auf andere Nutzungskontexte. Die Jury lobte die funktionale, zukunftsorientierte und nachhaltige Idee sowie den experimentellen Ansatz, der sich bewusst von festen Grundstücksstrukturen löst.
Anerkennungspreis: Transformation eines ehemaligen Bankgebäudes – Steffen Braun
Der Entwurf beschäftigt sich mit der Umnutzung des ehemaligen Bankgebäudes am Gerhart-Hauptmann-Platz im Herzen Hamburgs. Ziel ist es, den Bestand zu erhalten und in eine flexible, zukunftsfähige Struktur zu transformieren. Die Passage im Erdgeschoss bleibt kulturell und gewerblich belebt, während in den oberen Geschossen neuer Wohnraum für Studierende oder temporäre Nutzungen entsteht. Ein Rücksprung in der Fassade öffnet das Gebäude zum Platz, zur Kleinen Rosenstraße werden drei Geschosse ergänzt. Der Lichthof wird über mehrere Etagen erweitert, parabelförmig versetzte Decken schaffen Licht, Ausblicke und flexible Grundrisse. So entsteht ein lebendiges, durchmischtes Gebäude, das Bestand und neue Anforderungen überzeugend verbindet. Die Jury würdigte den sensiblen Umgang mit der vorhandenen Struktur und die budgetbewusste Weiterentwicklung zu einer zukunftsorientierten Architektur.
Die ausgezeichneten Arbeiten sowie alle weiteren Abschlussarbeiten der diesjährigen Absolvent:innen sind noch bis 31. Oktober im Foyer der hochschule 21 ausgestellt.
Weitere Informationen
Der BDA ist die bundesweit größte Vereinigung freischaffender Architekt:innen. Mit dem BDA-Preis ehrt sie herausragende Studienarbeiten.
- Website des Bund deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) – Niedersachsen
- Bericht zur BDA-Preisverleihung 2024